Geschichte der Schwepnitzer Landschaft
Die Umgebung von Schwepnitz ist geprägt von großen Waldgebieten, Teichen, Wiesen und Feldern, eingebettet in eine gemäßigte Hügellandschaft am Nordwestrand des Lausitzer Berglandes.
Nur die alten Einwohner des Ortes erinnern sich noch an den riesigen Blätterdom der alten Alleebäume, die früher die B 97 säumten, jedoch der Verbreiterung und dem Ausbau der Straße in den 70er und 80er Jahren fast ausnahmslos zum Opfer fielen.
Was für ein herrliches Bild war es, wenn die riesigen Kastanien am Gasthof, gegenüber dem Gemeindeamt oder vor dem „Deutschen Haus" im Frühjahr ihre Blütenkerzen aufsteckten.
Auch die Lindenallee zum Schloss hat alten Baumbestand, den Ende des vorigen Jahrhunderts Baron von Rochow anpflanzen ließ. Noch heute ist Schwepnitz lückenlos von Wald eingeschlossen, wenn man von dem schmalen Durchblick absieht, den das Grüne Tal auf Gottschdorf und den Keulenberg gestattet.
Dr. Rainer Frenzel und Herbert Winkler, die sich sehr intensiv mit der Schwepnitzer Geschichte beschäftigten, schrieben in dem Artikel „Glasmacheralltag in Schwepnitz um 1900" (erschienen in „Heimatkunde der Westlausitz" Heft 3/1992):
„Zur Existenzsicherung der Glasmacher dienten vor allem die Kleingärten. Wie andere Firmenbesitzer auch, so verpachtete Leonhardi hinter dem heutigen Bahndamm Land - die so genannten Hüttenfelder - an die Glasmacher.
Das waren streifenförmige, sehr schmale Felder vom Bahndamm in Richtung Truppenübungsplatz. Die Schwepnitzer bauten dort vor allem Kartoffeln und Gemüse an. Damit war wenigstens eine Nahrungsgrundlage geschaffen. Der Wald lieferte Pilze und Beeren."
Aus dem Besitzstandsverzeichnis von 1911 ist zu entnehmen, dass Leonhardi beträchtliche Ländereien - Acker, Wiesen und Wälder - besaß.
Zum Rittergut gehörten Ländereien in einer Größe von 145 ha, die 1945 in der Bodenreform enteignet und an Aufstock- und Neubauern, die Gemeinde, den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb und das Land Sachsen aufgeteilt wurden.
Anfangs wurden die Felder von ihren Besitzern noch selbst bewirtschaftet, aber die Zusammenlegung der Flächen in den LPG brachte für das Grün in und um Schwepnitz schlimme Zeiten. Windschutzhecken und Baumbestände zwischen den Feldern und Wiesen wurden gerodet, Wege und Bäche beseitigt und damit den Vögeln und Kleintieren wichtiger Lebensraum entzogen.
Gravierende Veränderungen bei Flora und Fauna brachten auch die Regulierung des Wasserstrichs und die industrielle Bewirtschaftung der Teiche.
Positiv zu bewerten waren dann zu Beginn der 80er Jahre die Bemühungen des Jugendweiheausschusses, im und um den Ort durch jeden Jugendweiheteilnehmer Bäume zu pflanzen. Wenn auch nicht alle überlebten, so werden diese Bäume eines Tages den grünen Gürtel um Schwepnitz wieder schließen helfen.
Weit über seine Grenzen hinaus bekannt ist Schwepnitz seit vielen Jahrzehnten wegen seines Pilz- und Beerenreichtums. Während der Saison kamen in früheren Jahren viele, viele Dresdner mit dem Frühzug heraus, um am Nachmittag mit vollen Rucksäcken, Körben und Kisten wieder nach Hause zu fahren. In den Kiefernwäldern wuchsen reichlich Pilze sowie rote und blaue Beeren (Preisel- und Heidelbeeren). Leider ist auch hier aufgrund der oben geschilderten Gegebenheiten das Aufkommen zurückgegangen.
Das einzige nennenswerte Fließgewässer der Gemeinde ist der Wasserstrich, an dem sicherlich auch die Besiedlung erfolgte. Er entspringt in der Nähe von Neukirch und trieb früher in Neukirch und Gottschdorf bereits Mühlen an. In Schwepnitz selbst war eben zu diesem Zwecke der Mühlgraben angelegt worden, der im Grünen Tal vom Wasserstrich abzweigte und die zum Rittergut gehörende Mahl-, Brett- und Knochenmühle von Traugott Lau antrieb.
Später war Gustav Sommer Mühlenbesitzer und nach dessen Tod übernahm Walter Domschke die Mühle und führte sie als Sägewerk weiter. Heute fehlen Mühlgraben, Mühlteich und auch die Mühle selbst. Da außer dem Großen und dem Kleinen Triemig und dem Birkenteich alle Schwepnitzer Teiche künstlich angelegt sind, mussten sie auch bewässert werden. Deshalb ließ der Rittergutbesitzer den Abzweig in der Ortsmitte entlang der Pfarrgasse und der so genannten Froschquake bis hin zu den Teichen anlegen.
Auf den Ständerstein des I. Eichteiches war die Jahreszahl 1827 eingemeißelt. Der Stein wurde entfernt. Eichteich und Vorderteich sind heute eins. Auch der Hinterteich stammt aus dieser Zeit, und 1884 wurde dann der Stockteich angelegt. In der Mitte des Teiches ist eine etwa 30m² große Insel, Nistplatz für viele Vögel und Wassergeflügel.