Geschichte der Kirchgemeinde
Die erste Erwähnung unseres Ortes um 1343 findet sich in einem „Bistumsmatrikel", d. h. in einer kirchlichen Statistik, die auch die Existenz einer Kirche erwähnt. Sie war dem Bischof Nikolaus von Myra geweiht, der auf unserem Kirchensiegel dargestellt ist als gebender Freund der Armen. Zur Verkündigung des Evangeliums und zum Weitergeben der Liebe Gottes lebt die christliche Gemeinde - allen Stürmen bewegter Zeiten zum Trotz - bis zum heutigen Tag an diesem Ort.
1544 kam Bricchius Richter als erster evangelischer Pfarrer nach Schwepnitz. (1517 hatte Luther in Wittenberg die Reformation eingeleitet!)
1584 brannte die Kirche ab, nur der steinerne Vorbau an der Südseite wurde wieder verwendet und steht bis heute.
Im 30jahrigen Krieg hatte auch Schwepnitz stark zu leiden: Allein für die Reparatur von Kirche, Schule und Pfarre mussten 440 Taler gezahlt werden.
1712 wurde in unserer Kirche die letzte wendische Predigt gehalten, was deutlich macht, dass Slawen und Germanen hier Jahrhunderte lang friedlich zusammen gewohnt haben.
Die wegen Baufälligkeit der alten 1729 neu errichtete Holzkirche und die Pfarre brannten 1745 restlos nieder.
Die 1747 unter Pfarrer Hörn errichtete steinerne Kirche - ohne Turm! - steht bis heute. Die Baukosten beliefen sich damals auf 1917 Taler, 8 Groschen und 3 Pfennige.
Bis zum Bau des heutigen Turmes stand neben der Kirche ein kleines Glockenhaus mit zwei Glocken. Der Altar stammt aus der Kirche von Reichenbach und zeigte - auf 7 Tafelbilder m einem interessanten Bauernbarock gemalt - das Leiden und Auferstehen Jesu Christi. 1812 wurde er zu einem „Kanzelaltar" umgestaltet.
Ganz sicher gehörten schon im 18. Jahrhundert die Dörfer Grüngräbchen, Cosel (mit eigener Kirche, die heutige Kapelle stammt aus dem Jahre 1820) und das „wendische" Sella zum Kirchspiel Schwepnitz.
Die Kirchenglieder der eingepfarrten Dörfer haben das Gemeindeleben immer mitgeprägt. Dass die Kirche in Schwepnitz steht, ist nicht selbstverständlich, Grüngräbchen war zeitweise größer als Schwepnitz.
In einer Nacht- und Nebelaktion sollen die dort bereits gelagerten Baumaterialien in den jetzigen Kirchort gebracht worden sein!
1867 ist die jetzige Orgel in die Kirche eingebaut worden, die sich wegen ihrer mechanischen Traktur und ihrer auffälligen Klangschönheit von anderen Orgeln abhebt.
Nachdem die Kirche 140 Jahre ohne Turm gestanden hat, wurde 1886 im Auftrag und mit Unterstützung des damaligen Glashüttenbesitzers und Kunstmalers Eduard Leonhardi aus Dresden der jetzige Turm gebaut. Die drei Bronzeglocken mussten im Zweiten Weltkrieg für die Rüstungsindustrie abgegeben werden.
Die jetzigen drei Stahlglocken aus dem Jahre 1956 sind eine Geschenk von Herrn Schönherr aus Grüngräbchen.
Mit der Vergrößerung des Glaswerkes um die Jahrhundertwende wuchs auch die Zahl der Arbeiter. Damals hat eine kirchliche Schwester (Diakonisse) Kinder ärmerer Leute im heutigen Kirchgemeindehaus betreut und hat damit die erste Kindergartenarbeit in Schwepnitz begonnen.
In den Jahren 1903/04 musste sich die Kirche einer gründlichen Erneuerung unterziehen. Dabei wurden in den Ostgiebel drei in Blei gefasste Farbglasfenster im Jugendstil eingebaut. Zur Zeit stehen sie in der Kirche und warten auf ihre Erneuerung.
In den letzten Kriegstagen im April 1945 wurden - so wie viele Häuser in Schwepnitz - auch die Pfarre total zerstört und die Kirche stark beschädigt, Kirchenbücher und Archiv sind mit verbrannt.
Geschickte Schwepnitzer Handwerker haben die Kirche sehr bald wieder wetterfest gemacht. Innen haben sie die beschädigte bemalte Putzdecke durch eine tonnenförmige Holzdecke ersetzt, die bis heute steht.
Die Zeit nach dem Krieg brachte viele „Umsiedler", die aus ihrer Heimat östlich der Oder vertrieben worden waren, in unsere Dörfer und sie brachten neues Leben mit in die Kirchgemeinde.
Pfarrer Grube hat all diese Jahre hier seinen Dienst versehen, bis in sein hohes Alter. Erst 1956 kam dann sein Nachfolger, der in das eben wieder fertig gestellte Pfarrhaus einziehen konnte.
Mit der Roten Armee kam 1945 auch der Sozialismus sowjetischer Prägung in unser Land, der sehr kirchenfeindlich war, und so gab es auch in Schwepnitz turbulente Zeiten des Kampfes zwischen Gemeindeamt, Schule und Kirche.
Es gab aber auch Zeiten ruhiger Koexistenz.
Als es 1979 galt, die stark gealterte Außenhaut der Kirche zu erneuern, haben erstaunlich viele Christen und Nichtchristen aus der ganzen Gemeinde praktisch mit angepackt (die meisten Arbeiten mussten ohne Firmen in Eigenleistung erbracht werden!) und finanziell mitgetragen.
Das große Dach, einschließlich Regenrinnen, wurde gründlich erneuert und der Außenputz neu aufgezogen.
1985/86 konnte die Innenerneuerung begonnen werden: Die Emporen wurden im Bereich des Altarplatzes gekürzt, die Kirche bekam einen neuen Fußboden, neues Gestühl, eine neue Elektroanlage mit modernen Lampen und einer Infrarotheizung, so dass der Innenraum jetzt hell und freundlich ist und der Besucher auch warm sitzen kann.
Schmuckstück unserer Kirche ist der Altar. Unter den Händen von Kunstmaler Werner Juza (Wachau) konnte die vermutlich ursprüngliche Form des umgebauten und mehrfach überstrichenen Altars von 1686 wiedererstehen. Das verloren gegangene Mittelbild musste neu gemalt, einzelne Teile ergänzt und der Rahmen farblich neu gestaltet werden.
Nun lädt er den Betrachter zur Besinnung und zum Nachdenken ein.
1989/90 war noch eine durchgreifende Reparatur des Kirchturms möglich. Die goldene Turmspitze grüßt nun alle Vorüberkommenden und der freundlich-warme Farbanstrich lädt ein, die Stille und Schönheit des alten Gotteshauses zu genießen.
Die Schwepnitzer Pfarrer im letzten Jahrhundert:
Pfarrer Fröhlich (1890-1908)
Pfarrer Grütze (1909-1921)
Pfarrer Michel (1922-1925)
Pfarrer Meis (1925-1930)
Pfarrer Grube (1932-1956)
Pfarrer Schmidt-Brücken (1957-1963)
Pfarrer Bühler (1963-1976)
Pfarrer Dietrich (1977-1998)